Steuern wir nach der NSU-Affäre und der Geheimdienst-Affäre nun
auf eine U-Boot-Affäre zu? Es sieht ganz danach aus und das U-Boot hat sogar
einen Namen: Dr. Hans-Peter Friedrich. Der CSU-Politiker, seines Zeichens
Innenminister der Bundesrepublik Deutschland, ist abgetaucht – blubb und weg.
Vielleicht gar nicht so schlecht, werden diejenigen denken, die ihn etwas
besser kennen, doch aus der Sicht besorgter Bürger wäre ein Fels in der
Brandung wünschenswerter als ein Minister auf Schleichfahrt.
Im Focus der Öffentlichkeit stehen zurzeit der
Bundesnachrichtendienst (BND), dessen Zusammenarbeit mit den amerikanischen Geheimdiensten
Edward Snowdon gerade bestätigt hat, und das Bundesamt für Verfassungsschutz. Oberster
Chef beider Behörden ist Friedrich und der Schutz der Verfassung gehört zu den
ureigensten Aufgaben des Innenministers. Eigentlich sollte der untergetauchte
Oberfranke an der Spitze einer Protestbewegung stehen, flankiert von den
Streitern des Chaos Computer Clubs, die schon seit Jahren predigen, was jetzt plötzlich
und unerwartet offenbart wurde. Friedrich indessen hält die Luft länger an als
ein polynesischer Perlentaucher. Seit Wochen warten wir darauf, dass er den Angriff
auf das unverletzliche (!) Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis (Art. 10,
Grundgesetz) erkennt und beim Namen nennt, doch wir hören … nichts! Friedrich
ist abgetaucht und in den lichtlosen Tiefen seines selbstgewählten
Eremitendaseins sieht er nichts, hört er nichts und sagt er nichts.
Nichts? Nein, das ist nicht ganz richtig. Friedrich sagt zum
Beispiel Sätze wie „ … diese Mischung aus Antiamerikanismus und Naivität geht
mir gewaltig auf den Senkel“ oder „ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln,
dass sich die USA an Recht und Gesetz halten“ und „wir sind sehr dankbar für
die gute Zusammenarbeit mit den US-Geheimdiensten“.
Es ist also, so scheint es, alles in Butter. Vielleicht
liegt das Problem nicht bei Politik und Geheimdiensten, sondern bei den Bürgern.
Das antiamerikanische Stimmvieh, auf dessen Mitarbeit die Politik alle vier
Jahre leider angewiesen ist, jammert in seiner Naivität, anstatt den Tatsachen
in die Augen zu sehen und sich auf die modernen Zeiten einzustellen. Auf die
Frage der „Welt am Sonntag“, wie viele Handys er besitze, antwortet Friedrich: „Vier!
Ich habe ein Handy, bei dem die Gespräche verschlüsselt werden, und eines, das
besonders gesichert ist. Mit dem dritten Handy gehe ich ins Internet und habe
Apps installiert. Beispielsweise eine Lauf-App, um meine Jogging-Kilometer zu
zählen.“ Das vierte Handy nutzt Friedrich zum Telefonieren und um SMS zu
schreiben. Mit dem iPad geht er auf Facebook. Auf die Frage, ob er keine Angst
habe, dass seine Kommunikation überwacht werde, antwortet der Innenminister süffisant:
„Sagen wir so, es gibt Dinge, die ich nicht am Telefon bespreche.“
Je länger die Deutschen auf eine Rechtfertigung oder zumindest ein Statement der USA warten, desto mehr drängt sich mir persönlich eine ganz andere Frage in den Vordergrund.
AntwortenLöschenWie kann es eigentlich sein, dass der Deutsche Geheimdienst über Jahre hinweg nichts von derartiger Spionage und sogar Abhörung durch Wanzen mitbekommen hatte.
Am Ende frägt man sich doch, wo bleibt eigentlich die noch viel mehr erwartete Rechtfertigung der deutschen Geheimdienste.
Halten Sie sich nur deshalb zurück, weil sie vielleicht selbst bei eigentlichen Partnern spionieren?!!
Nach dem, was durch die Affäre bekannt wurde halte ich nichts mehr für ausgeschlossen.
"Wie kann es eigentlich sein, dass der Deutsche Geheimdienst über Jahre hinweg nichts von derartiger Spionage und sogar Abhörung durch Wanzen mitbekommen hatte."
AntwortenLöschenEigentlich gar nicht, würde ich instinktiv antworten. Da jedoch ein Geheimdienst - ebenso wie eine Geheimgesellschaft - nicht preis gibt, was er weiß, wird er auch nicht zugeben, dass er etwas wusste. Schließlich soll das ja alles geheim bleiben, nicht wahr?
Und genau das ist die Zwickmühle in der der normale Bürger steckt. Er wird niemals dahinter kommen, was hinter den Fassaden der Geheimnistuerei wirklich passiert ist.
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