Je schwieriger eine Entscheidung ist, desto mehr Gewicht
bekommen umfangreiche Informationen zur Entscheidungsfindung. Da wir im
September wieder die Wahl der Qual haben, hielt ich es für lohnenswert, einen
Blick auf die diversen Wahlprogramme jener Parteien zu werfen, über die in den Medien nicht jeden Tag berichtet wird.
Der Bundeswahlausschuss hat insgesamt 38 Parteien anerkannt,
die sich bei der Bundestagswahl darum bewerben, uns vier Jahre lang Bauchschmerzen
bereiten zu dürfen. Angela Merkel sieht sich also 37 Herausforderern gegenüber
und einer von ihnen ist Martin Sonneborn. Er ist der Spitzenkandidat der "Partei für
Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische
Initiative" (Die PARTEI). Martin
Sonneborn, werden Sie jetzt vielleicht denken, der Name kommt mir irgendwie
bekannt vor. Ja, gut möglich, antworte ich, denn Sonneborn ist dieser ehemalige
Interviewer der Heute-Show (ZDF), der früher Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“
war. Seine Alias-Auftritte sind legendär, doch mal ehrlich: Wer will schon
einen Hofnarren als König, dessen bevorzugte Biermarke Teil seines
Wahlprogramms ist?
Zur Wahl stehen auch „Die Violetten“. Nach eigener Aussage
streben sie eine Gesellschaftsordnung an, in der Selbsterkenntnis durch die
individuelle spirituelle Entwicklung, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft,
Kreativität, offene Kommunikation, ökologisches Denken, Gewaltfreiheit,
Freiheit im Geistesleben, Menschlichkeit im Wirtschaftsleben,
Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit von Frau und Mann und Toleranz obenan
stehen. Diese Ziele sollen einerseits durch Meditation und Lichtarbeit, aber
auch durch Parlamentsmandate erreicht werden. Ob sie dafür im Bundestag einen permanenten
Stuhlkreis einrichten wollen, entzieht sich meiner Kenntnis.
Die Partei „Bündnis 21 RRP“ (Rentnerinnen- und
Rentnerpartei), die am 15.09.2012 gegründet wurde, wehrt sich gegen die
zweckfremde Entnahme von Geldern aus der Rentenkasse. In der Präambel ihres
Parteiprogramms heißt es: „Dagegen hat sich in den ersten Jahren des 20.
Jahrhunderts der bundesweite Rentnerprotest formiert und schließlich zur
Gründung unserer Partei geführt.“ Ob es sich bei diesen Politikern um Ewiggestrige
handelt, wage ich nicht zu beurteilen, doch irgendjemand sollte ihnen sagen,
dass wir bereits das 21. Jahrhundert schreiben.
Ein wirklich nettes Wahlprogramm bietet die GMD (Partei Gesunder
Menschenverstand Deutschland). Unter „Inhalt“ werden fünf Punkte aufgeführt,
von denen es aber nur zwei geschafft haben, im Programm inhaltlich behandelt zu
werden: „Neues Steuersystem“ und „Weg mit der GEMA“. Für die unter „Inhalt“
angeführten Punkte „Steuerbefreiung der Rentner aus der gesetzlichen
Altersvorsorge“, „Weg mit ARD – ZDF Gebühr“ und „Hartz IV Reformierung:
Bundesländeranpassung und keine Abzüge bei 450 € Jobs“ war auf den anderthalb
Seiten des Wahlprogramms vermutlich zu wenig Platz. Mit ein wenig gesundem
Menschenverstand hätte man hier … oder besser doch nicht.
Die Partei „NEIN!-Idee“ will keine Gesetze befürworten,
keine Ämter annehmen und niemanden in ein Amt wählen. Die Mitglieder der Partei
„Die Frauen“ heißen Mitfrauen, auch wenn sie männlich sind, und sie stellen
fest, dass wir eine weibliche Kanzlerin haben. Die „Bergpartei“ ist laut ihrem
Manifest „weder eine parodie noch eine spasspartei, sondern der versuch,
mitglieder einer entpolitisierten spass/party/kunst-gesellschaft wieder für
aktuelle politische entscheidungen zu sensibilisieren. und zwar vor allem mit
hilfe von spass, party und kunst“ und sie hat offensichtlich Schwierigkeiten mit Orthographie,
Grammatik und Zeichensetzung.
Es kann einem die Tränen in die Augen treiben, wenn man sich
ansieht, wer die Mutter der Nation herausfordert und mir ist die Lust
vergangen, mich über weitere Wahlprogramme zu informieren. Welche Segnungen die
„ÜberPartei", „Partei der Nichtwähler“ oder die „Partei der Vernunft“ uns
angedeihen lassen wollen, weiß ich wirklich nicht, doch nach und nach wird mir
bewusst, dass sich in den Windungen meines Gehirns ein Gedanke manifestiert,
der aus den dunkelsten Abgründen meiner Seele aufzusteigen scheint und mir das
Blut in den Adern gefrieren lässt: „So übel ist die Merkel eigentlich gar nicht
…“
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