Sie haben doch auch nichts gewusst, oder? Es gab kein
verräterisches Knacken in der Leitung und keine über Wasserdampf geöffneten
Briefe. In Ihrer Wohnung gibt es weder Wanzen noch Überwachungskameras. Sie
haben nichts gesehen und nichts gehört, also können Sie auch nichts sagen, weil
Sie von nichts wussten. Mit anderen Worten: Sie Sind ein Äffchen. Das ist nicht
schlimm, im Gegenteil. Wenn man von Affen regiert wird, ist es am besten, ein
Äffchen zu sein.
Das Affentheater in Berlin spielt zurzeit das Stück „Wahlkampf“.
Die einen lausen sich gegenseitig und die anderen rasen durch den Wald auf der
Such nach der Kokosnuss der Weisen. Wie kann man dem politischen Gegner vorwerfen,
nichts gewusst zu haben, wenn man selbst nichts gewusst haben will? Affenonkel Jürgen Trittin (Grüne) reißt Urwaldbäume aus, weil er glaubt, dass sich dahinter die Männer
mit den Schlapphüten verbergen. „Untersuchungsausschuss!“, ruft er ebenso wie die
Affentante Andrea Nahles (SPD), „jetzt sofort … oder bald … oder stopp mal. Jetzt ist
erst Sommerpause, danach ist Bundestagswahl, aber im Herbst, dann …!“ Man wirft schon
einmal Bananenschalen aus und hofft, dass der Affenmilchmann Hans-Peter Friedrich (CSU) darauf
ausrutscht, doch die meiste Zeit rasen alle wild durcheinander und schreien,
damit niemand etwas bemerkt, falls doch jemand etwas wusste. Das nennt man wohl
oberaffengeil.
„Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Dieses Zitat wurde
uns von Platon überliefert. Es entstammt der Verteidigungsrede des Sokrates,
der wegen Gottlosigkeit und Verführung der Jugend im Jahr 399 v. Chr. angeklagt
worden war. Man täte dem griechischen Philosophen Unrecht, würde man
unterstellen, dass heutige Politiker seinen Ausspruch in dem Sinne verstehen
würden, wie er ihn einst meinte. Dass sie sich seine Worte dennoch nutzbar
machen, entlarvt den Politikbetrieb als Affentheater. Bundeskanzlerin Merkel (CDU) hat
nach eigener Aussage von den Abhörprogrammen Prism und Tempora erst
"durch die aktuelle Berichterstattung Kenntnis genommen". Das sagte sie
zumindest der Wochenzeitung "Die Zeit“. In einem Stern-Interview bekräftigten
Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und Innenminister
Hans-Peter Friedrich (CSU) ebenfalls, erst durch die Berichterstattung in der
Presse von den NSA-Ausspähprogrammen erfahren zu haben. Auch Frank-Walter Steinmeier
(SPD), Kanzleramtsminister von 1998 bis 2005 und damals Verantwortlicher für
die Geheimdienste, hat nichts gewusst.
Keiner hat etwas gewusst, möchte man meinen, doch das stimmt
nicht. Der BND hat es gewusst, aber das war natürlich geheim. Der Chaos
Computer Club (CCC) hat es auch gewusst, aber denen glaubt eh keiner. Es war
schon immer besser, nichts zu wissen. Nichtwissen als Überlebensstrategie
funktioniert nicht erst seit der Entnazifizierung. Wir wissen ja auch nicht,
dass wir von Affen regiert werden, sonst würden wir sie doch kaum
(wieder-)wählen, oder? Die Regierungsaffen sehen nichts und hören nichts, also
wissen sie auch nichts und können deshalb schon nichts sagen. Daraus ergibt
sich als logische Konsequenz: nichts, wieso auch? Weit und breit ist keine
Alternative in Sicht und Sokrates lebt schon seit fast zweieinhalbtausend Jahren
nicht mehr. Er wusste, dass er nichts wusste und am Ende des Prozesses hat man
ihn zum Tode verurteilt. Eine Affenschande!
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