Grün ist die Hoffnung, sagt ein altes Sprichwort, doch nach
meiner Meinung ist es hoffnungslos daneben, was Frau Künast in einem Interview kürzlich
zum Besten gab. Sie plädiert für die Einführung eines „Veggie-Day“. Einmal
abgesehen davon, dass „Gemüsetag“ auch ein schönes Wort ist, aber leider längst
nicht so „hip“ (modern) klingt wie „Veggie-Day“, ist die Idee, die
dahintersteckt, im Grunde wirklich nicht schlecht. In Deutschland ist der
Konsum von Fleisch und Fleischprodukten ziemlich hoch und es würde nicht
schaden, ihn ein wenig nach unten zu fahren.
Gut gemeint ist wieder einmal das Gegenteil von gut gemacht.
Der „Veggie-Day“ passt deshalb unglaublich gut in die politische „Sour-Gherkin-Time“
(Saure-Gurken-Zeit) zwischen Sommeranfang und Bundestagswahl. Ausgerechnet die
Partei jener Leute, die in ihrer Gründungsphase den liberalen Gedanken bis über
die Schmerzgrenze hinaus strapaziert haben, ruft nach einem Verbot. In
deutschen Kantinen soll nach dem Willen der Gurkentruppe per Gesetz
vorgeschrieben werden, dass an einem Tag pro Woche weder Fleisch noch Wurst,
des Deutschen liebstes Gemüse, verkauft werden darf. Die Menüauswahl soll sich
dann auf vegetarisch vs. vegan beschränken. Das sei gut für das Klima, so
Künast weiter. Ich komme nicht umhin, ihr zuzustimmen, vor allem, wenn
französische Zwiebelsuppe oder Bohnen mit Lauchgemüse serviert werden.
Wie sehr die Grünen im real existierenden Politikbetrieb
angekommen sind, zeigt der Ruf nach einem Verbot. Es genügt nicht, dass in den
meisten deutschen Kantinen bereits vegetarische Gerichte angeboten werde – und zwar
täglich! – hier muss Big Sister Renate herrschend eingreifen. Ich ahne bereits,
dass es dann auch einen „Make-Down-Day“ (einen Tag ohne Make Up) geben wird, weil Kosmetika mit Hilfe von
Tierversuchen entwickelt werden. Ein „Feierabendsprudel-Tag“ ohne Bier, ein „Hot-Water-Day“ (Kaffee ohne Kaffee, ohne Milch und ohne Zucker) und ein „Bio-Kondom-Tag“
(Jute statt Plastik) werden folgen. Man könnte den Bürgern jeden Tag etwas
verbieten und sie so von der lästigen Mühe eigener Entscheidungen befreien.
Jedes Verbot ließe sich sicherlich auch ökologisch begründen und nachhaltig
verfolgen. Nur den „Keinen-Senf-Tag“, einen Tag ohne debiles Politikergeschwätz,
wird es vermutlich niemals geben.
„Grüne wollen uns das Fleisch verbieten!“ titelt bereits die
BILD-Zeitung, jener unerschrockene Kämpfer für die deutsche Grillgemütlichkeit.
Ich stimme selten mit dem amtlichen Stammtisch-Sprachrohr überein und auch wenn
mein wöchentlicher Fleischkonsum eher gering ist, so will ich mir dennoch nicht
in meinen täglichen Speiseplan hineinreden lassen. Wenn ich morgen Lust auf eine Gemüsesuppe
habe, will ich nicht bis zum „Veggie-Day“ warten müssen.
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