Montag, 5. August 2013

Mein Recht auf Gemüsesuppe

Grün ist die Hoffnung, sagt ein altes Sprichwort, doch nach meiner Meinung ist es hoffnungslos daneben, was Frau Künast in einem Interview kürzlich zum Besten gab. Sie plädiert für die Einführung eines „Veggie-Day“. Einmal abgesehen davon, dass „Gemüsetag“ auch ein schönes Wort ist, aber leider längst nicht so „hip“ (modern) klingt wie „Veggie-Day“, ist die Idee, die dahintersteckt, im Grunde wirklich nicht schlecht. In Deutschland ist der Konsum von Fleisch und Fleischprodukten ziemlich hoch und es würde nicht schaden, ihn ein wenig nach unten zu fahren. 

Gut gemeint ist wieder einmal das Gegenteil von gut gemacht. Der „Veggie-Day“ passt deshalb unglaublich gut in die politische „Sour-Gherkin-Time“ (Saure-Gurken-Zeit) zwischen Sommeranfang und Bundestagswahl. Ausgerechnet die Partei jener Leute, die in ihrer Gründungsphase den liberalen Gedanken bis über die Schmerzgrenze hinaus strapaziert haben, ruft nach einem Verbot. In deutschen Kantinen soll nach dem Willen der Gurkentruppe per Gesetz vorgeschrieben werden, dass an einem Tag pro Woche weder Fleisch noch Wurst, des Deutschen liebstes Gemüse, verkauft werden darf. Die Menüauswahl soll sich dann auf vegetarisch vs. vegan beschränken. Das sei gut für das Klima, so Künast weiter. Ich komme nicht umhin, ihr zuzustimmen, vor allem, wenn französische Zwiebelsuppe oder Bohnen mit Lauchgemüse serviert werden.

Wie sehr die Grünen im real existierenden Politikbetrieb angekommen sind, zeigt der Ruf nach einem Verbot. Es genügt nicht, dass in den meisten deutschen Kantinen bereits vegetarische Gerichte angeboten werde – und zwar täglich! – hier muss Big Sister Renate herrschend eingreifen. Ich ahne bereits, dass es dann auch einen „Make-Down-Day“ (einen Tag ohne Make Up)  geben wird, weil Kosmetika mit Hilfe von Tierversuchen entwickelt werden. Ein „Feierabendsprudel-Tag“ ohne Bier, ein „Hot-Water-Day“ (Kaffee ohne Kaffee, ohne Milch und ohne Zucker) und ein „Bio-Kondom-Tag“ (Jute statt Plastik) werden folgen. Man könnte den Bürgern jeden Tag etwas verbieten und sie so von der lästigen Mühe eigener Entscheidungen befreien. Jedes Verbot ließe sich sicherlich auch ökologisch begründen und nachhaltig verfolgen. Nur den „Keinen-Senf-Tag“, einen Tag ohne debiles Politikergeschwätz, wird es vermutlich niemals geben.


„Grüne wollen uns das Fleisch verbieten!“ titelt bereits die BILD-Zeitung, jener unerschrockene Kämpfer für die deutsche Grillgemütlichkeit. Ich stimme selten mit dem amtlichen Stammtisch-Sprachrohr überein und auch wenn mein wöchentlicher Fleischkonsum eher gering ist, so will ich mir dennoch nicht in meinen täglichen Speiseplan hineinreden lassen.  Wenn ich morgen Lust auf eine Gemüsesuppe habe, will ich nicht bis zum „Veggie-Day“ warten müssen.

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